Gestern waren Ben und ich nach der Arbeit in Hannam, dem einzigen Laden weit und breit, in dem es deutsches Zeugs gibt. Nutella zum Beispiel. Oder Lindtschokolade. Wahrscheinlich haben sich unsere Eltern damals so gefühlt, wenn ein Westpaket kam.
Ben und ich entdecken hier jede Menge Sachen, die uns in hellste Begeisterung versetzen. "Guck mal, Gouda in Scheiben!" oder "Hier gibts Schinken, guck dir das mal an! Richtigen Schinken". Die Ernüchterung kommt meistens beim Blick aufs Preisschild. Ne Packung Schinken für 14000 Won. Etwa 12 Euro. Hier ist echt Inflation. Im Vergleich dazu kann Dubai ja nur billig sein ;)
Konnte mich wieder nicht überwinden, nen Lindtosterhasen zu kaufen. Ich bin ja wirklich ein Schokoladenfan, aber bei den Preisen hier hauts einen echt aus den Latschen.
Heute abend waren wir wieder bei den Amis zum Grillen... Hinzu haben wir den Bus genommen, war mal wieder sehr abenteuerlich. Rote Ampeln sind hier grundsätzlich kein Hinderniss, der Busfahrer gestern hat gleich mal drei in Folge überfahren. Aber mit der Zeit stumpft man da ab. Ich reg mich ja schon nicht mal mehr auf, wenn wir mal wieder die Feuerwehr überholen, die grad mit Blaulicht durch die Straße jagt. Wir sind trotzdem schneller *grins*
Um hier ne Karriere als Busfaher zu starten, sollte man eine gewisse Dreistigkeit gepaart mit starker Todessehnsucht besitzen. Das gleiche gilt übrigens für Leute, die mit dem Bus fahren. Hier kannste auch nicht im Bus stehen und mal eben deinen Rucksack zu machen oder deine Nase putzen. Sobald du deinen Haltegriff loslässt, wirst du zum hilflosen Opfer der Fliegkräfte und das ist nicht lustig. Wenn du Glück hast, stehen so viele Leute im Bus, dass du nicht umkippen kannst. Wenn du Pech hast, legts dich der Länge nach hin. *grins*
Ben und ich haben uns sehr gewundert, dass sich bisher noch niemand im Bus übergeben musste. Wir haben festgestellt, dass es verdammt schwer ist, sich im Bus selbst auf die Füße zu kotzen. Dazu müsste der Bus in gleichmäßiger Fahrt sein, was er grundsätzlich nie ist. Man befindet sich immer entweder im Zustand des Anfahrens oder des Abbremens. Beim Anfahren würde man sich selbst vollkotzen und alle die hinter einem stehen. Je nach Kurvenlage auch umsitzende Passagiere. Aber richtig geil ist es beim Abbremsen. Wir haben uns ausgerechnet, dass man zu Stoßzeiten mindestens zwanzig Leute auf einmal vollkotzen kann, wenn man nen Moment erwischt, in dem grad mal wieder ne Vollbremsung hingelegt wird. Das nenn ich effektiv *hrhr*
Heut sind wir glücklicherweise ohne derartige Zwischenfälle zu den Amis gekommen. Dort gabs mal wieder alles mögliche. Mir scheint, die haun alles auf den Grill, was sie in die Finger kriegen. Fisch, Scampis, Schrimps in Alufolie gedünstet, Steak, Kartoffelscheiben, Zucchini, Pilze, Hähnchen, Hot Dogs... *mampf*
War auf jeden Fall sehr lecker. Wusstet ihr übrigens, dass zur Zeit das Auto Kit aus Knightrider versteigert wird? Kauft bestimmt ein Deutscher, haben die Amis gemutmaßt ;)
Nachdem wir den Amis die Haare vom Kopf gefressen haben *hrhr* sind Ben und ich nach Hause. Hatten aber keine Lust zu laufen und haben uns ein Taxi genommen. Glücklicherweise hatte ich Intelligenzbestie unsere Adresse ausgedruckt mit. Der Taxifahrer hat den Zettel aber mit so zusammen gekniffenen Augen argwöhnisch betrachtet, dass ich mir nicht sicher war, ob der das lesen konnte. Natürlich fuhr er prompt in die falsche Richtung. "Kangnam University?!" Ein zaghafter Versuch von Ben. Wildes Kopfnicken und weiter mit Vollgas in die falsche Richtung. Ich hatte keinen Schimmer, wo wir waren. Sah uns im Geiste schon irgendwo in Seoul enden und die Nacht in Internetcafes verbringen. Geschichte wiederholt sich eben immer. Nach zehn Minuten Fahrt dann endlich bekannte Schilder. Hä??? Wir kamen aus ner komplett anderen Richtung!? Entweder der Taxifahrer hat ne ähnliche Orientierung wie Adam, der nichtmal sein eigenes Haus findet, oder das war ne krasse "Abkürzung". Hm.
Aber immerhin mussten wir den Schicksalsberg nicht hoch watscheln...
Auf dem Campus gibts übrigens so nen winzigen Teich, auf dem zwei Enten leben. Ne braune und ne weiße. Emma und Rudolf. So haben wir die genannt. Die sind nämlich mutterseelenallein in diesem gottverlassenem Teich und haben keine Freunde. Hat uns an uns erinnert und wir haben in der ersten Woche eine Patenschaft für sie übernommen. Sind nämlich deutsche Austauschenten. Rudolf, Bens Ente, versucht sich permanent umzubringen. Durch Ertrinken. Meine Ente, Emma, schwimmt immer nur nebenher und zwickt Rudolf in den Arsch. Bin mir noch nicht sicher, ob sie versucht ihn vom Suizid abzuhalten, ihn auslacht oder ihn anfeuert. *grins* Aber Rudolf ist echt hartnäckig. Leider ist sein Auftrieb zu groß und die arme Sau wird es wohl nicht schaffen, sich zu ertränken...
Neulich haben ein paar Koreaner versucht Emma und Rudolf zu fangen, aber so blöd sind deutsche Enten nu auch wieder nicht. Und als Pekingente wollte Rudolf anscheinend doch nicht enden, denn er versucht lieber weiterhin sich zu ersäufen. Dämliches Vieh. Naja, Bens Ente eben *grins*
Vielleicht werden wir morgen mal ins Aquarium fahren und versuchen Nemo zu befreien, bevor die arme Sau als Sushi endet. Apropos Sushi... waren heut mal wieder im Emart und haben uns Sushi geholt. Am Wochenende gibts hier noch mehr ekliges Zeug als so schon. Dieses Mal hatten sie Tisch aufgebaut mit Zeug, das aussah wie getrocknete Sardinen und irgendwas Unidentifizierbarem. Sah aus wie Hornhauthobel *würg* Roch auch so.
In der Fischabteilung gabs wieder allerlei Gekräuch, sogar lebende Krabben (oder Krebse? Naja, irgendwas mit vielen Beinen) und lebende Tintenfische. Wie eklig ist das denn? Ich könnte mir vielleicht grad so nen Tintenfisch reinziehen, wenn er in niedlicher Ringform und knusprig paniert über die McDonaldstheke geht und wirklich nichts mehr daran erinnert, dass dieses Ding mal gelebt hat! Wie kann man denn etwas essen, dass einen anguckt? Noch dazu aus mehreren Augen. Also nee. Genauso dieses Scampizeugs... Erst den Panzer aufknacken (ekliges Geräusch), dann den Kopf abbrechen (das ist doch babarisch!) und dann alles essen, außer dem Gedärm. Ich meine, hallo? Geht es noch wiederlicher? Schon allein die Essensanleitung lässt mich würgen. Alles essen bis auf den Darm. Bääääh. Zumal: dieser Aufwand für so wenig Fleisch???
Nee, da bin ich lieber für ein Rinderfilet. Schön rosa innen, am besten noch ein bisschen blutig und... oje, ich bekomme grad das Sabbern.
Ich geh jetzt lieber ins Bettchen.
Bevor ich wieder Hunger kriege *bauchknurr*
Hier merkt man übrigens nichts von Ostern. In Amerika heißt der Karfreitag "Good Friday". Warum eigentlich gut? An dem Tag wurde doch Jesus gekreuzigt, oder? Soll einer mal die Christen verstehen *kopfschüttel*
Naja, jeder muss an etwas glauben. Ich glaube, ich trinke noch einen ;)
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1 Kommentar:
Trotzdem frohe Ostern, meine Kleene, und denk immer daran: was dich nicht umhaut macht dich stark!Und.. wirf ein Auge auf Emma!
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