Donnerstag, 29. März 2007

Bin das Baby, müsst mich liebhaben!

Gestern hat es mal wieder geregnet. Keine Ahnung, wer diese Klima- Diagramme von Seoul gemacht hat, aber man sollte denjenigen hängen.
So oft, wie es bisher hier geregnet oder geschneit hat, dürften die Koreaner in den nächsten zehn Jahren keinen Tropfen Wasser mehr im März erwarten. Zwei Regentage im März, pah, das ich nicht lache...

Gestern Morgen war das Wetter ja noch okay. Grau und trübe, aber okay. Ben und ich haben uns also auf den Weg ins Büro gemacht (Natürlich nicht ohne mir vorher einen Kiwisaft zu holen, das Zeug is echt lecker *mjam* Trotz Bens "Das sieht aus wie ausgekotzt"-Kommentar). Ben hats dann auf dem Berg erstmal elegant auf die Fresse gelegt, als er auf einem Stück Absperrband ausgerutscht ist. Ja, in Korea sollte man immer auf den Boden gucken. Schon allein wegen dem Rotz überall. Aber eben auch wegen Absperrbändern. Wie Ben da in seinem spagatähnlichen Ausfallschritt an der Leitplanke hing, war schon amüsant. Aber Gott sei Dank konnte ich ein einigermaßen besorgtes Gesicht aufsetzen. Als er dann geschimpft hat wie ein Rohrspatz, konnt ich mir das Lachen dann doch nicht mehr verkneifen. Wenigstens ich hatte Spaß. Es war aber auch ein Anblick für die Götter...

Der Mittag kam und ging. Bei uns machte sich ein leichtes Hungergefühl breit. Aber hier muss der Hunger ja erstmal so groß sein, dass man dafür in Kauf nimmt den Berg runter in die Stadt und dann wieder hoch zu laufen. Ich faules Tierchen hab mich also vehement geweigert und Ben ist alleine losgezogen.
Er war vielleicht zehn Minuten unterwegs. Dann ging die Welt unter.
Es fing an zu gewittern und es schüttete wie aus Eimern. Nach einer Weile kam dann ein völlig durchnässter Ben mit Pizza und Donuts zurück. Ben ist ein Held. Hachja, das Leben ist schön.
Nachdem wir die Pizza gemeinschaftlich getötet haben, kam ein Sicherheitsmann ins Büro und fragte, ob es bei uns reinregnet. Leider war die Frage kein Scherz. Wo sind wir hier eigentlich???

Gegen späten Nachmittag sind wir dann nach Hause gewackelt und ich hab erstmal ne Stunde mit meiner Sillimaus telefoniert. Das nenn ich mal wahre Freundschaft: Aus Solidarität erkältet sein. Rüsselpest kennt eben keine Grenzen. Hatschiii!
Auf jeden Fall wars schön mal wieder Neuigkeiten aus der Metropole Mittweida zu erfahren. Hier is ja nüscht los. Ben und ich haben schon überlegt, ob wir uns Tshirts drucken lassen mit dem Spruch "I'm a Seoul Surviver". Aber noch ist es ja nicht so weit.

Gestern abend hatte ich dann bekloppterweise übelsten Appetit auf Sushi. Ben und ich sind also losgezogen und mit dem Bus zum Emart gefahren, nur um Sushi zu kaufen...
Das Zeug ist aber auch lecker. Haben dann fein zusammen Abendbrot gegessen und dann ist der Ben losgezogen zum Pokern mit den Amis.

Ich hab mir nen gemütlichen Abend gemacht, mit feinem Film, Obst und Gemüse (fürs Gewissen) und ner Tafel Schokolade (für die Seele). Hab dann noch ewig telefoniert und bin dann ins Bettchen gefallen. Also alles in allem ein toller Abend.

Heut früh kam dann der Ben zu mir und hat mir von seinem Abenteuer erzählt. Gepokert hat er nämlich nicht. Nachdem er dort nämlich vor verschlossenen Türen stand, ist er wieder abgetrabt. Busse fuhren natürlich keine mehr. 1,5 Stunden Fußmarsch später hat er dann festgestellt, dass wir im Alcatraz leben.
Zwischen 0 Uhr und 5 Uhr morgens kommt hier nämlich keiner rein, und auch nicht raus. Ben ist also den Höllenberg zweimal hoch und runter auf der Suche nach Wachmännern, die ihn in sein Bettchen lassen sollen. Die haben allesamt gepennt. Nach einer anderthalbstündigen Odyssee hat ers dann irgendwie geschafft einen Wachmann aufzutreiben, der ihn wieder ins Wohnheim gelassen hat. Natürlich nicht, ohne hinter Ben die Tür wieder zu verbarrikadieren. Das Lustige an der Sache ist ja, dass man auch von innen nicht raus kommt. Sollte es also brennen, kann man eigentlich gleich in seinem Zimmer bleiben. Man kommt hier eh nicht raus. Bliebe noch die Möglichkeit vom Balkon zu springen (fünfter Stock). Dabei hätte ich aber nur Überlebenschancen, wenn Ben vor mir springt (vierter Stock), so dass ich auf ihm lande *grins* Auch sollte man sich hier nachts nichts brechen, sich nicht schneiden und auch Blinddärme sollten sich lieber tagsüber entzünden, denn "Du kommst hier net raus!".
Irre können hier nachts also nicht rein. Aber eben auch nicht raus.
Ben hat sich natürlich sofort Szenarien ausgemalt, wie wir von blutrünstigen Massenmördern durch die Gänge unseres Wohnheims gejagd werden, aber er schaut eindeutig zuviele Horrorfilme. Auf jeden Fall hat das ganze etwas vom betreuten Wohnen. Ich warte nur noch darauf, dass ein pickliger, langhaariger Zivi früh an meine Tür klopft und mich fragt, ob ich lieber Rohkost oder Joghurt zum Frühstück will. Solange ich mich noch alleine waschen darf, solls mir egal sein.

Bens Geschichte hat mich auf jeden Fall sehr belustigt, schließlich ist sie nicht mir passiert. Und Schadenfreude ist doch immer noch die aufrichtigste Form von Humor *grins* Na ein bisschen Leid tat er mir schon, aber ich hätte ja auch nichts tun können.
Für das Rapunzelspiel sind meine Haare zu kurz und Ben zu schwer. Das endet höchstens im Genickbruch.

Heute ist das Wetter schon wieder Einheitsmatsch aus Grau. Irgendwie trostlos. Diesig ist es auch noch. Man sieht hier ja auch kaum Natur. Ist ja alles einbetoniert. Sogar die Büsche werden jede Woche in Form geschnitten.

Was passiert eigentlich so in Deutschland? Ich kann eigentlich nicht behaupten, dass mir die Freie Presse als Informationslieferant fehlt. Höchstens die Babynamen, über die man sich so herrlich aufregen kann. Ab und zu schau ich ja mal auf www.tagesschau.de vorbei und guck was so los ist, in Schland. Aber zugegeben, wesentlich öfter verschlägts mich auf www.youtube.com
Dort gibts aber auch jeden möglichen Mist. Von Stromberg über die Simpsons bis zu Die Dinos ist hier wirklich jede kulturell wertvolle Serie vertreten. Ich muss ja zugeben, dass ich ein großer Fan von den Dinos bin, seit ich damals von meinen Eltern meinen süßen kleinen Fernseher bekommen habe. Der ist jetzt vielleicht zwölf Jahre alt und funktioniert eins a (Im Gegensatz zu gewissen anderen Fernsehgeräten in unserer Familie *grins*).
Ganz besonders toll finde ich das hier:



Nicht die Mama (englisch)

Baby beißt sich (deutsch)

Hihi, über sowas könnt ich mich echt weghaun. Ja, ich bin leicht zu belustigen.
Bin das Baby, wonneknubblig... Müsst mich liebhaben!!!

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