Samstag, 31. März 2007

Lost in transportation...

Es sollte ein gemütlicher Freitagabend werden. Ben und ich hatten bis spät abends über unserer Arbeit gesessen und wollten eigentlich nur noch irgendwas in unsere Futterluke stopfen. Dann die glorreiche Idee. Man könnte sich ja mit den Amerikanern / Briten / Kanadiern auf dem Samsung Plaza treffen. Ganz blöde Idee sollte sich noch herausstellen.
Da die Busse in Seoul nur bis zwölf Uhr nachts fahren und es schon halb zwölf war, sind wir dann schnell zur Bushaltestelle gehoppelt und haben gewartet. Und gewartet. Es wurde dreiviertel Zwölf, zehn vor zwölf. Kein Bus in Sicht. Dann fünf vor zwölf kam ein roter Bus angerast. Leider nicht unserer. "Wollen wir den nehmen?" Lange diskutieren konnten wir darüber allerdings, da ich ja bereits erwähnt hatte, dass die Busfahrer hier leicht ungeduldig sind. Naja scheiß drauf, wir werden schon irgendwo ankommen. Ben und ich sind also schnell in den Bus gehüpft, bevor die schnell schließenden Türen uns irgendwelche Körperteile abtrennen konnten. Ich weiß ja nicht, wie ihr das seht, aber ich hänge an meinen Armen.
Im Bus haben wir dann versucht den Fahrplan zu identifizieren und haben tatsächlich rausgefunden, wo wir aussteigen müssen. Nur waren wir da leider noch sehr weit weg vom Samsung Plaza. Etwa so weit weg, wie Mittweida von Dresden. Wir entschieden uns intuitiv gegen das Laufen. Der Plan war schnell klar: Eine Ubahnstation muss her! Natürlich fing es zu allem Überfluss noch an zu pissen und zwar so richtig. Keine zaghaften Tröpfchen, sondern Wasser, wie aus Eimern. Aber uns haut ja so schnell nichts mehr um und wir haben uns auf die Suche nach der Subwaystation gemacht. Dank meinem herausragenden Orientierungssinn haben wir die auch sofort gefunden. Das Problem war nur: Sie hatte zu.
Wie jetzt zu??? Hallo? Wir sind hier in Seoul! In einer 15 Millionen Menschen-Stadt. Es ist um eins. Und die Ubahn ist dicht? Da hätten wir ja auch in Mittweida bleiben können...
Na geil. Auf den Schock sind wir erstmal bei McDonalds eingekehrt, so ein Hamburger kann richtig tröstlich sein. Vor allem weil es zu allem Überfluss auch noch anfing zu gewittern. Solche krassen Blitze hab ich noch nie gesehen. Ben war natürlich völlig aus dem Häuschen und hat sich gefreut, wie ein Schneekönig, weil ich bei jedem Blitz zusammengezuckt bin, als hätte mir jemand ne Ladung Ampere verpasst. Ja, ich habe Angst vor Gewitter, na und? Ich stehe dazu. Bei mir Zuhause darf bei Gewitter auch niemand duschen. Von Fernsehen und Computer spielen ganz zu schweigen. Ich finde so ein Gewitter ist doch die optimale Gelegenheit um bei Kerzenlicht ein gutes Buch zu lesen... (Elektrisches Licht is ja bei Gewitter viel zu gefährlich!)


Nach dem Burger haben wir versucht ein Taxi zu bekommen, das uns in unser kuschliges und vor allem trockenes Guesthouse zurück bringt (Ob wir dort überhaupt reinkommen ist erstmal zweitens). Es kam, wie es kommen musste. Tausende von Taxis, aber alle voll. Echt. Keines dieser verdammten Taxis war leer. Nach ewigem Beine-in-den-Bauch-Stehen und verzweifeltem Ranwinken von Taxifahrern (Was übrigens noch etwa fünzig andere Leute neben uns versuchten) gaben wir auf. Dann eben nicht.
Toll. Nass sind wir immer noch. Hm. Und nu? Guter Rat war teuer (In Korea is ja eh ALLES teuer). Wir entschieden uns für eine Krisensitzung im McDonalds.

Unsere Alternativen:

Heimlaufen (45 Kilometer, bei strömendem Regen, Gewitter und Dunkelheit)
Versuchen ein Taxi zu bekommen (Sehr unwahrscheinlich nach den 356 Taxis, die bereits an uns vorbei gefahren waren.)
Professor Lee anrufen und betteln mitten in der Nacht abgeholt zu werden. (Sehr sehr doofe Idee. Wenn Professor Lee uns nicht umgebracht hätte, dann spätestens Professor Exner)

Blieb also nur: Wir sitzen es aus. Ab sechs fahren ja auch wieder Busse. Ben und ich haben uns also ein gemütliches Internetcafe gesucht und dort die nächsten Stunden verbracht.
Da wir die Computerspiele auf koreanisch nicht wirklich verstanden haben, haben wir die ganze Nacht damit verbracht Solitär und Minesweeper zu spielen. Und wir hatten jede Menge Spaß. Am meisten über uns selbst, mal wieder eine typische Chaos-Chrew-Situation *grins*

Um fünf haben wir dann unser gemütliches Cafe verlassen. Es regnete immer noch. Ich hasse koreanisches Wetter... Weil wir solange nicht da waren, sind wir erstmal bei McDonalds eingekehrt. Irgendwie muss man sich ja trösten. Die warmen fluffigen Pancakes mit leckerem Ahornsirup waren sooooo lecker.


Gott sei Dank, 24 Stunden geöffnet!

Frisch gestärkt gings dann los Richtung Ubahn. Nachdem wir dann unseren Höllenberg bezwungen haben, waren wir endlich in unserem Guesthouse. Früh um acht.
Naja, muss man auch mal erlebt haben.
Aber keine Sorge, wir waren zu keiner Zeit in Gefahr ;)

Auf jeden Fall haben wir erstmal genug vom Abenteuer *grins*
Obwohl das nächste sicher nicht lange auf sich warten lässt...
Alles wird gut...

2 Kommentare:

Muhi hat gesagt…

Na wenigstens hatte McDoof rund um die Uhr auf. Schön das ihr euch trotzdem zurecht findet, mehr oder weniger :P

bis bald

Anonym hat gesagt…

Mach mir inzwischen gar keine Sorgen mehr, sonst würde ich ja durchdrehen- Chaoscrew trifft es genau!