Sonntag, 18. Juli 2010

Der Weg ist das Ziel


Nachdem wir den Flughafen in Rekordzeit erreicht hatten – unser Busfahrer hat höchstwahrscheinlich koreanische Wurzeln – ging‘s direkt zum Check In, wo sich bereits eine Schlange von Wartenden gebildet hatte. Eine nette Lufthansa-Dame bot uns an, den gegenüberliegenden Check In Schalter zu nutzen. Gesagt, getan. Wir also mit unserem Gepäck brav auf die andere Seite getrabt und dem netten Herrn mitgeteilt, dass seine Kollegin uns an ihn verwiesen hat. „Sie haben ja sicher eine Goldcard“ bekamen wir in entzückendem holländischem Akzent zu hören. „Äh... eigentlich nicht“. Toll. Ich sah uns schon unsere Koffer wieder auf die andere Seite schleppen, wo die Schlange mittlerweile noch länger war. „War nur ein Scherz. Sie können hier einchecken.“ Sehr witzig, diese Holländer. Aber wir wollen ja nicht nachtragend sein. Beim Gepäckwiegen wollte ich gerade triumphieren, weil mein Köfferchen mit 17,6 kg im Gegensatz zu mir kein Übergewicht hatte, als der Holländer meinte „Erlaubt sind aber nur 15 kg.“ Vor meinem geistigen Auge sah ich mich bereits meinen Koffer auseinander nehmen, um mich schweren Herzens von 2,6 kg heißgeliebten Klamotten zu trennen. „War nur ein Scherz.“ Aaaaaaaah! Holländischen Humor versteht man wahrscheinlich erst nach ner Dosis Haschkekse. Unglaublich.

Soooo, laut der nuschelnden Ansage (Mario Barths Busfahrer arbeitet anscheinend hier), werden wir jetzt geboardet. Tommy hofft auf Kekse. Der Arme. Fliegt wohl nicht oft. Harrharr.

Sofia 2:00 Uhr

Tini liegt jetzt im Bett. Nebenan blödeln Tommy und Christian, das hört man sogar durch die Wand. Naja, ich habe mir sagen lassen, wahre Liebe gäbe es nur unter Männern. Vielleicht sollte ich mit Ohropax schlafen :/

Die Reise nach Sofia lief mehr oder weniger geregelt ab. In München haben wir erstmal nen kleinen Snack verputzt (8,70 Euro für ne Weißwurst war Tommy dann doch zuviel). Die beiden Chaoten mussten dann erstmal dringend ihren Nikotindrang befriedigen und haben sich mit ca. 30 anderen schwitzenden Menschen in einen 6m² großen Plexiglaskäfig gepresst. Anscheinend wären diese netten . Raucher-Lounges die beste Entzugskur: die beiden haben nichtmal ihre Zigarette zu Ende geraucht. Muaha.

Frisch gestärkt haben wir uns dann zur Passkontrolle begeben, wo wir uns mit ca. 5000 anderen Reisenden in die Warteschlange gestellt haben. Es ging im Tempo einer Wanderdüne vorwärts und ich sah uns schon zwei Wochen auf dem Münchener Flughafen verbringen. Allerdings könnte sich das keiner von uns leisten, es sei denn, Tommy würde sich prostituieren. Aber das will ja keiner ;)

Letztendlich haben wir unser Gate dann doch noch rechtzeitig erreicht, nur um im Flugzeug zu erfahren, dass wir eine Stunde warten müssen, bis wir die Abfluggenehmigung erhalten. Im wunderschönen Sachsenland war nämlich Bombenwetter, in München ging die Welt unter. „Janz Berlin is eene Wolke“ ist ne glatte Lüge, die Wolken waren nämlich alle in Bayern. ;)

Irgendwann ging‘s dann trotzdem eeeeendlich los und als das Flugzeug schon auf der Rollbahn hin und her driftete, wurde uns klar, dass es abenteuerlich wird. Ich mag Gewitter nicht. Ich gebe zu, das ist untertrieben. Wenn es gewittert, darf in meiner Familie keiner duschen, fernsehen oder elektrische Geräte benutzen, geschweige denn Kanu fahren. Gewitter am Boden sind das Eine. Gewitter beim Fliegen verkrafte ich eher schlecht. Tommy und Christian haben sich köstlich darüber amüsiert, dass ich jede Turbulenz mit einem entsetzten Qietschen kommentiert habe, die Säcke. Immerhin war es Lufthansa, mein Vertrauen dementsprechend groß UND es gab Bier. Flüssiges Gold. Damit ging’s mir dann auch besser und nach anderthalb Stunden Flug kamen wir wohlbehalten in Sofia an.


Mit dem Taxi, das wir ohne Ivo, unseren bulgarischen Studenten, niiiiiemals bekommen hätten, ging’s direkt in unser Hotel, wo wir den Abend mit einigen Bierflaschen, Pommes und Schopskasalat ausklingen ließen.

Ich genieße den Luxus eines Einzelzimmers, Tommy und Christian schlafen nebenan und Ivo und Rene noch ein Zimmer weiter. Ich war noch gar nicht richtig in meinem Zimmer, da kam schon die erste sms von Christian: „Huhu, das ist nicht gut. Kein Kissen, keine Decke und kein deutscher Sender. Hilfe! Aber Mücken haben wir!“ Bei Kissen und Decken konnte ich helfen (die waren im Schrank), mit den Mücken müssen sie selber klar kommen und was die Sender betrifft, scheinen sie einen gefunden zu haben, der ihnen zusagt (durch die Wand schallt eineindeutiges weibliches Geseufze... Tsssss, Männer‼!) Jetzt brauch ich definitiv Ohropax!

Ihr seht, es geht uns gut. Morgen machen wir Sofia unsicher und dann gehts weiter nach Gabrovo. Gute Nacht ihr Lieben, das Tinchen schläft jetzt. Bisous!

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