Montag, 26. Juli 2010

Queen Tommy the first


Soo, mal wieder Zeit für einen neuen Blog. Am Wochenende hatte ich dazu keine Zeit, weil die Bulgaren der Meinung waren uns von früh um acht bis abends um acht beschäftigen zu müssen. Am Samstag sind wir gefühlte zehn Stunden Bus gefahren, mit Unterbrechungen an allen möglichen Stellen um Gruppenfotos vor angeblichen Sehenswürdigkeit zu machen.
Der Knaller an diesen Sehenswürdigkeiten ist, dass es sich um sogenannte "Originalkopien" handelt (Zitat des bulgarischen Professors).
Die haben an der besagten Stelle vor zig Jahren mal was Echtes gefunden (Gold, Münzen, Leichen oder ähnliches) und dafür ein Denkmal gebaut und ne Kopie dort ausgestellt. Nicht sehr spannend. Erinnert mich an Korea, wo man ehrfürchtig vor den Tempeln steht und wenn man um die Ecke geht, sieht man, wie sie gerade einen neuen aus dem Boden stampfen. Da fühl ich mich irgendwie verarscht. Ich meine, man kommt sich doch doof vor, wenn man kilometerweit über bulgarische Gebirgsstraßen gondelt, nur um ehrfürchtig ein Stück Polyurethan anzustarren?!?

Naja, die Busfahrt war eh der Knaller. Die Klimaanlage war so eingestellt, dass die Leute an den Fensterplätzen schockgefrostet wurden, während die in der Mitte schwitzen mussten. Erstaunlich, dass sowas überhaupt möglich ist. Unser Lieblingstürke Halil ist auch nicht totzukriegen. Der unterhält den ganzen Bus und wenn alle schlafen, stört den das kein Bisschen. Keine Ahnung, was der für Kraut raucht, aber der ist echt krass drauf...
Halil hat uns jedenfalls einen neuen Running-Gag beschert. Tommy saß nämlich vorn im Bus und Christian und ich wollten ihn rufen. Halils Stimmchen hatte wesentlich mehr Durchschlagskraft und unser Lieblingslied ist jetzt "Salla, Tommy, salla. ..."

Der Samstag war insgesamt nicht sooo spannend. Außer Bus fahren und Originalkopien ist nicht viel passiert. Tommy hat mich abends noch zum Joggen überredet und wir haben wegen der Höllenhunde mal einen anderen Berg bezwungen. Der war allerdings keinen Deut besser. Es wurde kontinuierlich steiler und gerade als der Anstieg ein klein wenig flacher wurde und ich mich grad freuen wollte, ist Tommy abgebogen, um eine endlose Treppe hoch zu sprinten. Dabei liegt in Bulgarien die Schwierigkeit nicht nur im Überwinden des Höhenunterschieds, sondern im Treffen der Treppe. Wir hatten es dieses Mal mit einem besonders beeindruckenden Exemplar zu tun, das in der Mitte eingebrochen ist. Die Treppenstufen waren also nicht gerade, parallel zum Boden, sondern V-förmig. Nach zehn Minuten bergauf rennen, ist meine Fußkoordination auch nicht mehr die beste... Bulgarien ist echt nur was für ganz harte...
Ich freu mich schon, in Deutschland mal wieder ebene Strecken zu laufen.

Gestern gings wieder in unseren heißgeliebten Bus. Gott sei Dank, war es nicht so heiß, so dass die höllenhafte Klimaanlage ausblieb. Wir sind zur alten Hauptstadt von Bulgarien gefahren, Vilico Tarnovo. Das war eine niedliche kleine Stadt mit vielen historischen Gebäuden. War besser, als wir erwartet hatten. Auf der alten Burg konnte man sich im Prinzessinnenkostüm fotografieren lassen und Tommy hatte mal wieder den Zonk gezogen (Fotos im Album) Wir haben uns jedenfalls köstlich amüsiert und mal wieder alle anderen mit unterhalten.
Hier hat sich allerdings mal unser Lauftraining ausgezahlt. Tommy, Christian und ich sind nach den tausenden Stufen fröhlich oben angekommen, während die Griechen und besonders unser kleiner Halil erstmal nen Sauerstoffzelt brauchten. Muaha.

Außerdem waren wir gestern noch in einem Museum, das die bulgarische Geschichte erzählt hat. Da kennen die aber nur ein Thema und das ist die bulgarische Wiedergeburt. Damit erklären und begründen die einfach alles. Was genau wieder geboren wurde, weiß ich auch nicht so genau. Hier sieht zumindest nichts so wirklich neu aus.

Nach dem Museum gings in eine Tropfsteinhöhle. Ich hab mich natürlich wie bolle gefreut, ich hab ja nur Platzangst. Da sind dunkle, enge Höhlen mit tonnenweise Gebirge obendrauf genau das, was mir fetzt. Ganz besonders gefreut hab ich mich, als der Führer uns erzählte, dass einer der riesigen Felsbrocken von der Decke gefallen ist... Wann hat er nicht erwähnt.... PANIK!

Auf jeden Fall haben wir's alle überlebt. Über Folgeschäden kann ich noch nichts sagen ;)

Christian hat heut morgen eine Kochsendung geguckt und jetzt ist auch klar, warum uns immer schlecht ist. Er meinte, bis zu einem gewissen Punkt kochen die hier sehr lecker und extrem gesund. Und dann kommt der Punkt, an dem die die Ölflasche zücken und kippen... Mengenmäßig entspricht das in etwa der Wassermenge, mit der Deutsche Nudeln kochen. Dazu muss man ja sagen, dass das hier kein kaltgepresstes Olivenöl ist, sondern irgendwas anderes. Meistens riecht es eher nach Motor- oder Sonnenöl als nach etwas Essbarem. Guten Appetit ;)

Seit gestern regnet es übrigens. Ziemlich doll, aber nicht sintflutartig. Umso erstaunlicher, dass die Bulgaren damit völlig überfordert sind. Naja, eigentlich hab ich noch nix gesehen, womit die nicht überfordert sind. Höchstens saufen. Das können se. Naja, ich schweife ab. Hier steht alles unter Wasser. Und damit meine ich nicht millimetertiefe Pfützchen, sondern mittlere Stauseen und reißende Flüsse. Den Sinn von Regenrinnen scheinen die hier völlig mißverstanden zu haben. Die am günstigsten konstruierten leiten das Wasser einfach auf den Gehweg. Die schlimmeren enden in drei Metern Höhe direkt überm Fußweg. Abflüsse haben die alle 1500m einen. Selbst auf der Brücke gibt es keinen. Ich meine, hier ist nur Berg! An einem Hang mit Regen nicht klarzukommen ist eine Meisterleistung! Die Treppe zur Uni sah heute zeitweise aus, wie ein Wasserfall. Und dass die Autos hier überhaupt noch Grip hatten, ist ein Wunder. Ihr seht, hier ist immer was los. Christian hat die Schnauze voll und schwankt schon zwischen Lachen und Weinen. Der war ja auch nicht in Korea. Muaha. Aber so leicht kriegen die uns nicht klein. Wir sind schließlich deutsche Qualitätsware ;)

Keine Kommentare: