Freitag, 23. Juli 2010

Warum ich lieber Katzen mag...


Pünktlich zu Vorlesungsende fing es gestern an zu regnen. Unser Badevorhaben fiel also ins Wasser. Stattdessen haben wir erstmal ne Runde gechillt, die Jungs haben geschlafen. In den letzten Tagen haben sie ihr Schlafdefizit ja gut ausgebaut. Als ich mich dann irgendwann mit der heroischen Absicht Joggen zu gehen, vom Sofa hochgequält hatte, war das Wetter wieder bombig.
Ich also runter zu meinen zwei Chaoten. Die lagen wie erlegt, halb nackt auf ihren Betten (nein, sie schließen nicht ab. muaha) Tommy hat kurz überlegt, ob er mitkommt, aber da zehn Tommy-Minuten locker ne halbe Stunde sind, bin ich alleine los. Großer Fehler. Erstens war es mit einem Mal wieder mausewarm. Die Straßen waren noch nass, so dass ich ein angenehmes Dampfsaunaklima beim Joggen hatte. Steh ich ja drauf. Zweitens hatten ein paar Anwohner den Geistesblitz einige Schlaglöcher des Höllenberges fachmännisch mit Beton zu verspachteln und das ganze mit einem Stein (!) zu kennzeichnen. Auf aalglatten deutschen Straßen ist ein Stein vielleicht ne Markierung, aber dieser Weg besteht zu 90% aus Bruchstein und zu 10% aus Beton und Asphalt. Jedenfalls war ich schon im Begriff rein zu treten, als es mir auffiel und beim Ausweichen bin ich direkt ins nächste Loch gestürzt. Das war unverspachtelt. Vielleicht war der Beton alle. Oder Feierabend.
Irgendwann bin ich dann trotzdem ganz oben am Ende des Weges angekommen. Dort wurde ich von fünf Hunden begrüßt, die zu meiner Begeisterung nicht angeleint waren und mich mal direkt verfolgt haben. In Bulgarien laufen überall streunende Hunde und Katzen rum. Die gehören niemandem und sind auch nicht erzogen. Drei von den Hunden waren kniehoch und zwei gingen mir bis zur Hälfte der Oberschenkel. Und die wollten nicht spielen. Zumindest wollte ICH nicht spielen. Unglücklicherweise hatte ich bisher keinen Hundeflüstererkurs, aber mir war dunkel in Erinnerung, dass man nicht wegrennen soll. Ich also stehen geblieben und mich umgedreht. Die blöden Hunde kannten diese Regel anscheinend nicht, die kamen weiter auf mich zu gerannt. Ich hab ja schon vor lieben Hunden Respekt. Aber bei Kötern, die mich zerfleischen wollen, versteh ich keinen Spaß. Ich hab die erstmal angefaucht, hab ich bei meiner Katze gelernt. Die ist auch ne Miniportion und verjagt die fettsten Kater. Hat sogar kurz funktioniert. Allerdings wars dann irgendwie ne Pattsituation. Ich konnte weder vor noch zurück, weil die bei jedem Schritt rückwärts wieder auf mich zu stürzten. Hab kurz überlegt, ob heulen hilft, als Gott sei Dank ein altes bulgarisches Männchen über seinen Gartenzaun lugte und den Hunde irgendwas zurief. Das hat sie zumindest abgelenkt und ich bin gerannt, als wär der Henker hinter mir her. Ich weiß ja nicht, wie das bei euch ist, aber ich hänge an meinen Waden.
Mein Adrenalinspiegel war noch bei gut 300% als mir die nächsten zwei Köter hinterher rannten. Man könnte denken, ich hätte in nem Wurstlaster geschlafen! Dieses Mal kamen mir bei meiner Flucht zwei Bulgaren entgegen, die die Hundis solange beschimpft haben, bis sie sich verpisst haben. Hatte ich ja auch versucht, aber die verstehen bestimmt kein Deutsch... :(

Ich hatte den Berg schon fast wieder runter geschafft, als mir Hund Nummer 8 begegnete. War echt mein Glückstag. Diese halbe Portion kam mir wütend entgegen gehoppelt, aber ich war schon so sauer, dass ich laut fluchend Kurs auf die Töle genommen hab. Dem war das anscheinend dann doch nicht geheuer und er ist ins Gebüsch geflohen. TSCHAKA!

Auf jeden Fall weiß ich jetzt wieder, warum ich Katzen lieber mag. Die fallen keine harmlosen Jogger an. Das höchste der Gefühle ist ein Fauchen mit erhobener Tatze. Damit kann ich leben. :)

Wieder im Hotel angekommen lief mir der Schweiß eher vor Angst, als vom Rennen. Aber die Duschen funktionieren hier zum Glück. Es ist ja so, auch wenn es aussieht, wie deutscher Standard, ist es bulgarisch. Das fängt bei der Mischbatterie an (Wasser ist kochendheiß, man bewegt den Hebel nen Millimeter und auf einmal ist es arktisch kalt), über die Handtuchhalter (die aus der Wand fallen, wenn man ein Handtuch drüber hängt), bis zum Klopapier (das nicht perforiert ist und so locker gewickelt ist, dass die Rollen zwar die gleiche Ausdehnung wie deutsche haben, aber nur einen Tag halten).
Bei Tommy und Christian treibt das ja noch lustigere Blüten. Die haben ne Dusche mitten im Bad, ohne Vorhang oder Kabine. Nur ein Abfluss im Boden. Das komplette Bad ist allerdings zehn Zentimeter höher, als das Schlafzimmer!!! Tommy stand letztens beim Duschen auf dem Abfluss und Christian hatte dadurch gleich ein Fußbad. Unglaublich!

Diese Philosophie setzt sich hier in allen Bereichen fort. Abgeschraubte Steckdosen in einem Nassraum, weggebrochene Geländer, gebirgsartig verlegte Gehwegplatten, Sitzbänke ohne Sitzfläche, ... Man könnte die Liste beliebig fortsetzen.
Steckdosen sind hier übrigens auch ganz rar gesäht.

Naja, wir werden noch einiges erleben. Harrharr. Joggen geh ich jedenfalls nur noch mit Tommy und Christian. Sechs Waden sind besser als zwei. Muaha.

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